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Was bedeutet das für Arbeitnehmer und Unternehmen?

Die Zeitarbeit, auch Leiharbeit oder Arbeitnehmerüberlassung genannt, ist eine Beschäftigungsform, die Unternehmen ermöglicht, auf kurzfristige Personalbedarfe flexibel zu reagieren oder mit einem Personaldienstleister den Bereich Bewerbermanagement abzudecken. Ein Mitarbeiter wird hierbei von einem Zeitarbeitsunternehmen angestellt und an ein anderes Unternehmen, den sogenannten Entleiher, „verliehen“ bzw. überlassen. In Deutschland regelt das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) diese Art der Beschäftigung. Eine wichtige Neuerung in diesem Gesetz betrifft die maximale Einsatzdauer bei einem bestimmten Kunden von Zeitarbeitnehmern. Doch was genau bedeutet diese Regelung für Arbeitnehmer und Unternehmen?

1. Hintergrund und Gesetzliche Regelungen

Die maximale Einsatzdauer für Zeitarbeitnehmer ist eine Regelung, die seit der Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes im April 2017 in Kraft ist. Sie sieht vor, dass Zeitarbeitnehmer grundsätzlich höchstens 18 Monate in demselben Entleihbetrieb (also dem Kundenbetrieb) überlassen sein dürfen. Diese Begrenzung soll verhindern, dass Zeitarbeiter dauerhaft als Ersatz für reguläre Arbeitskräfte eingesetzt werden, was zu einer dauerhaften Schlechterstellung der Leiharbeiter führen könnte. Wenn der Mitarbeiter drei Monate woanders eingesetzt ist, kann er wieder beim ursprünglichen Kunden eingesetzt werden, die Frist fängt von Neuem an.

1.1. Ziel der Regelung

Das Hauptziel der maximalen Einsatzdauer ist der Schutz der Arbeitnehmer. Vor der Gesetzesänderung kam es vor, dass Zeitarbeitnehmer über Jahre hinweg in einem Unternehmen tätig waren, ohne die gleichen Rechte und Bedingungen wie die Stammbelegschaft zu erhalten. Dies führte zu Unsicherheiten und Ungerechtigkeiten im Arbeitsmarkt. Durch die Begrenzung soll eine Schlechterstellung verhindert und die Chancen auf eine Festanstellung erhöht werden.

1.2. Ausnahmen von der Regel

Es gibt jedoch Ausnahmen von dieser Regelung. So können Tarifverträge in bestimmten Branchen eine längere Einsatzdauer vorsehen, sofern sie dies explizit regeln. Auch eine Betriebsvereinbarung zwischen dem Kunden und dem Betriebsrat des Kunden kann eine längere Einsatzdauer ermöglichen, wenn es hierfür sachliche Gründe gibt. Es sind höchstens 48 Monate möglich. Diese Ausnahmen sollen der spezifischen Situation in einigen Branchen Rechnung tragen, in denen die Zeitarbeit eine besonders wichtige Rolle spielt. Außerdem regeln diese Branchentarifverträge die Bezahlung so, dass die Arbeitnehmer innerhalb bestimmter Fristen bis zu 90% des Festangestellten verdienen, nach 18 Monaten die Arbeitnehmer dann mindestens Equal Pay erhalten.

2. Auswirkungen auf Arbeitnehmer

Für Arbeitnehmer hat die maximale Einsatzdauer unterschiedliche Konsequenzen, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen.

2.1. Chancen für Arbeitnehmer

Die Regelung eröffnet Zeitarbeitnehmern potenziell neue Möglichkeiten. Nach Ablauf der 18 Monate müssen sie entweder vom Entleihunternehmen fest angestellt werden oder das Zeitarbeitsunternehmen muss sie an einen anderen Einsatzort versetzen. Dies könnte für viele Zeitarbeitnehmer die Chance auf eine Festanstellung erhöhen, insbesondere wenn sie sich in ihrem bisherigen Einsatzunternehmen bewährt haben.

Zudem sorgt die Begrenzung dafür, dass Arbeitnehmer nicht dauerhaft in einer unsicheren Position verharren. Sie gibt den Anstoß, dass nach einer gewissen Zeit eine Klärung der beruflichen Perspektiven erfolgt, was den Druck auf die Unternehmen erhöht, ihre Beschäftigungsstrategien zu überdenken.

2.2. Herausforderungen und Unsicherheiten

Auf der anderen Seite bringt die maximale Einsatzdauer auch Unsicherheiten mit sich. Viele Zeitarbeitnehmer könnten sich nach Ablauf der 18 Monate gezwungen sehen, ihre Tätigkeit in einem anderen Unternehmen fortzusetzen, was mit Unsicherheiten und einem erneuten Eingewöhnungsprozess verbunden ist. Besonders in Regionen mit geringerer Beschäftigungsdichte kann dies zu einem Problem werden, wenn keine nahtlosen Anschlussmöglichkeiten vorhanden sind.

Für manche Arbeitnehmer könnte diese Regelung auch bedeuten, dass sie trotz guter Leistung keine Chance auf eine Festanstellung bekommen, weil das Entleihunternehmen keine freien Stellen schafft oder es aus anderen Gründen ablehnt, den Mitarbeiter fest zu übernehmen.

Schließlich kommt es nicht selten vor, dass der Arbeitnehmer auf Grund der Regelung vor der Situation steht, dass er bei einer Festanstellung weniger verdient, als bei der Beschäftigung in der Zeitarbeit. Diese Konstellation ist insbesondere in konjunkturschwachen Gebieten vorzufinden, in denen Kunden nur den Mindestlohn bezahlen, die Zeitarbeiter aber den höheren Stundenlohn der Tarifverträge in der Zeitarbeit erhalten. Das führt häufig dazu, dass sich Mitarbeiter drei Monate arbeitsuchend melden (gerade wenn er kein Auto hat und damit nicht mobil ist). Schließlich wird er dann wieder bei diesem Kunden überlassen.

3. Auswirkungen auf Unternehmen

Auch für Unternehmen haben die gesetzlichen Vorgaben zur maximalen Einsatzdauer weitreichende Auswirkungen. Sie beeinflussen sowohl die Planung als auch die Strategie im Personalmanagement.

3.1. Herausforderungen in der Personalplanung

Unternehmen, die stark auf Zeitarbeit angewiesen sind, müssen ihre Personalplanung aufgrund der maximalen Einsatzdauer neu ausrichten. Die Begrenzung auf 18 Monate bedeutet, dass regelmäßig neue Zeitarbeiter eingearbeitet werden müssen, was Zeit und Ressourcen kostet. Besonders in spezialisierten Bereichen kann dies problematisch werden, wenn es lange Einarbeitungszeiten benötigt und häufige Wechsel die Produktivität beeinflussen.

Außerdem müssen Unternehmen verstärkt darauf achten, dass sie den rechtlichen Rahmen nicht überschreiten. Bei Verstößen drohen Sanktionen, die auch die Geschäftsbeziehungen zu Zeitarbeitsunternehmen belasten könnten.

3.2. Chancen durch strategische Personalentscheidungen

Gleichzeitig können Unternehmen die Regelung aber auch als Chance nutzen. Durch eine gezielte Auswahl und Ausbildung von Zeitarbeitnehmern können Unternehmen potenzielle Stammmitarbeiter identifizieren und nach Ablauf der Einsatzdauer fest einstellen. Dies bietet die Möglichkeit, flexibel auf Personalbedarfe zu reagieren und gleichzeitig das Risiko zu minimieren, dauerhaft auf Zeitarbeiter angewiesen zu sein.

Zudem könnte die Notwendigkeit, sich nach 18 Monaten für oder gegen eine Festanstellung zu entscheiden, zu einer intensiveren und strategischeren Personalplanung führen. Unternehmen müssen abwägen, inwieweit sie auf Zeitarbeit setzen und wann es sinnvoller ist, in festes Personal zu investieren.

4. Zukünftige Entwicklungen und Diskussionen

Die Einführung der maximalen Einsatzdauer in der Zeitarbeit war und ist Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Kritiker argumentieren, dass die Regelung in einigen Branchen schwer umsetzbar ist und möglicherweise zu einer geringeren Flexibilität führen könnte. Befürworter hingegen sehen sie als wichtigen Schritt zu mehr Gerechtigkeit und Sicherheit für Zeitarbeitnehmer.

4.1. Mögliche Anpassungen und Reformen

In der politischen Diskussion wird immer wieder über mögliche Anpassungen der Regelung gesprochen. Einige Parteien und Verbände plädieren für eine Lockerung der maximalen Einsatzdauer, um Unternehmen mehr Flexibilität zu geben. Andere hingegen fordern strengere Kontrollen und eventuell sogar eine Verkürzung der Einsatzdauer, um den Druck auf Unternehmen zu erhöhen, Zeitarbeitnehmer schneller in reguläre Beschäftigungsverhältnisse zu überführen.

4.2. Bedeutung für die Zukunft der Arbeit

Die Diskussion um die maximale Einsatzdauer in der Zeitarbeit spiegelt auch eine breitere Debatte über die Zukunft der Arbeit wider. Flexible Arbeitsmodelle gewinnen an Bedeutung, gleichzeitig wächst der Wunsch nach Sicherheit und fairen Arbeitsbedingungen. Wie diese beiden Anforderungen in Einklang gebracht werden können, wird auch zukünftig eine zentrale Frage bleiben.

4.3. Einschränkung bei der Wahl des Arbeitgebers

Schließlich wird ein wichtiger Punkt immer wieder diskutiert. Durch die genannte Regelung kann der Arbeitnehmer nicht entscheiden, wie er die Sache sieht. Wenn er über seinen Arbeitgeber aus der Zeitarbeit weiterhin bei einem bestimmten Kunden eingesetzt werden will (u.a. weil er dadurch mehr verdient), kann er das nicht beeinflussen. Somit wird die Wahl des Arbeitgebers hier entscheidend beeinträchtigt.

Fazit

Die maximale Einsatzdauer in der Zeitarbeit ist eine Regelung, die sowohl für Arbeitnehmer als auch für Unternehmen bedeutende Konsequenzen hat. Während sie Arbeitnehmern mehr Sicherheit und Chancen auf Festanstellungen bietet, stellt sie Unternehmen vor Herausforderungen in der Personalplanung. Die Zukunft wird zeigen, wie sich diese Regelung weiterentwickelt und welche langfristigen Auswirkungen sie auf den Arbeitsmarkt haben wird. Für beide Seiten – Arbeitnehmer und Unternehmen – ist es wichtig, die Chancen und Risiken dieser Regelung zu verstehen und entsprechend darauf zu reagieren.

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